Heute lassen wir es gleich richtig krachen mit einer Wanderung die direkt vor unserer Haustür losgeht. Der Rother Wanderführer einer Kollegin verspricht bei Tour 55 (schwarz) einen „atemberaubenden Abstieg zum Meer“. Dann mal los!
Das Wetter ist für heute halb sonnig halb regnerisch angekündigt. Nach dem Frühstück auf der oberen Terrasse gehen wir erstmal kurz in den Ort um im kleinen Tante Emma Laden Grillkohle zu kaufen. Die ist leider ausverkauft, morgen würde aber neue geliefert. Unser Plan für das Abendessen ist damit, uns von den Nachbarn etwas zu leihen. Dabei trifft uns auch der erste Regenschauer, was aber eher ein leichter Sprühregen ist, der genauso schnell verdunstet wie er gekommen ist. Kurz vorm Losgehen lesen wir auch noch die Wegbeschreibung genau und lernen, dass wir uns für den Küstenabschnitt zwischen Paul do Mar und Jardim do Mar über Gezeiten informieren sollten. Weil wir absolute Glückspilze sind, haben wir gerade fast den tiefsten Stand der Ebbe und können losgehen. Die Wanderung sei wohl bei Flut nicht zu machen weil an einigen Stellen der Küstenabschnitt nicht passierbar sei.
Im Hafen von Paul do Mar hat sich an der Gumpe zu Fuße des Wasserfalls eine Entenkolonie breit gemacht. Der 2-3 km lange Strandabschnitt ist ein „ruppiger Steinstrand“ mit sehr groben Geröll, das mitunter auch zu rutschig ist. Mich setzt es einmal hin und das Handgelenk wird mir noch ein bisschen weh tun. Steinschlag ist hier sicher auch ein Thema, weshalb wir uns nicht zu nahe an den Steilfelsen halten. An der Rampe hinauf nach Jardim do Mar finden wir auch einen Erdrutsch, der den halben Weg blockiert. In Jardim do Mar kommen wir als erstes auf die stark befestigte, aber auch schön bepflanzte Promenade. Die Hummeln und Bienen haben an Oleander und anderen Büschen und Bäumen ihre Freude. Durch eine kleine Gasse gehen wir hinauf zur Kirche und machen am Kirchplatz kurz Rast.
Noch in Jardim do Mar beginnt der Vereda do Moinho (PR 20), über den wir nach Prazeres hinaufsteigen. Zuerst ist dieser noch sehr gut gepflastert und führt am Ortsausgang an einem Aquädukt einer alten Wassermühle und Bananenplantagen vorbei. Am Anfang ist dieser noch gut gepflastert, dann aber schnell grober und mit hohen Trittstufen. Entlang des gesamten Weges fliehen kleine Eidechsen vor uns, an extremen Stellen wahrscheinlich 5 Eidechsen je Tritt. Der Weg geht steil und mit stetig hohen Trittstufen über 500hm nach oben. Es erinnert an den Grouse Mountain in Vancouver. Auf den letzten 100hm sehen wir 3 Arbeiter, die mit Motorsensen den Weg pflegen. Wo noch nichts gemacht wurde ist der sonst circa 2m breite Weg bis auf einen schmalen Durchgang mit Gräsern und Kakteen verwachsen.
Über die Straße müssen wir dann nochmal 100hm weiter hinaufsteigen. An einem Haus begrüßt uns ein extrem herziger Hund der zuerst am Gartentor und dann auf dem Balkon Aufmerksamkeit von uns will. Bis auf eine Ausnahme reiht sich ein schöner Blumengarten an den nächsten. Im Zentrum des Ortes gehen wir vorbei an der Kirche und direkt nebenan findet sich ein kleiner Schul-Bauernhof mit einem Café. Zuerst mal holen wir uns dort Kaffee, Cider und Kuchen und sind erstaunt, dass alles, zusammen mit einer 250g selbstgemachte Marmelade nur etwas über 8€ kostet. Wir fragen nach, ob das Mädel auch wirklich alles zusammengerechnet hat. Der Eintritt zu den Tieren kostet dann pro Person 1€ und funktioniert über ein münzbetriebenes Drehkreuz.
Samir fallen gleich die vielen Himbeeren am Wegrand auf, mit denen er zunächst sich und dann auch die Straußen, Gänse, Hühner und Hasen füttert. Er habe in YouTube Videos gesehen, dass Hasen Himbeeren essen. Na dann! Und tatsächlich, nach erstem Zögern und einigen herumliegenden Himbeeren trauen sich die Hasen tatsächlich an sie ran. Dagegen „prügeln“ sich Strauß und Hühner sofort um die Himbeeren und wir sehen, wie der Strauß einen Hahn durchs gesamte Gehege jagt. Am Ende hat der Hahn es aber doch geschafft, die Himbeere zu essen. In den Gehegen sind unterschiedliche Tiere zusammen. In einem Gehege ein Strauß und Hühner, im nächsten ein Strauß und Gänse, dann Hasen, Schildkröten und ein Fasan. Bei den Hasen gibt es auch ein paar richtig junge, fast noch Babyhasen. Sehr lieb war auch der Esel, der sich durch nichts aus der Ruhe hat bringen lassen, wahrscheinlich, weil gerade Abendessen serviert wurde.
Es ist schon kurz nach 18 Uhr als wir uns wieder aufmachen. Es geht wie beim Aufstieg eine Weile entlang von Straßen durch den Ort. An einer Stelle finden wir eine knapp angebundene Ziege an einem heruntergekommenen Stallgebäude. Nachdem es hier eh viele Nachbarhäuser gibt, gehen wir weiter. Am Ende des Ortes und der befestigten Straße passieren wir ein nobles Hotel mit aber noch sehr wenigen Gästen. Danach geht es über ein paar Treppenstufen auf den Wanderpfad hinunter nach Paul do Mar. Über die gesamte Strecke ist dieser mit kleinen Steinen halbstufenförmig gepflastert und ist damit deutlich besser - vor allem abwärts - zu begehen, als der Weg von Jardim do Mar herauf. Die Empfehlung des Reiseführers, den Weg in diese Richtung zu begehen, können wir damit nur bestätigen. Den ganzen Weg begleiten uns die Ausblicke auf die steil abfallenden Felsen und das Meer mit dem kleinen Hafen in Paul do Mar. Gen Ende sehen wir auch die von ganz oben beginnenden Wasserfälle. Das Wasser für den letzten, der in die „Entengumpe“ im Hafen mündet seine allerdings großteils in Levadas ausgeweitet, weshalb dieser wenig spektakulär ist.
Viertel vor 20 Uhr sind wir dann wieder zuhause und kühlen uns im Pool ab. Die 24 Grad wirken etwas kühl, nachdem die Sonne von einer Wolke verdeckt ist, kommen aber gerade recht. Zum Abendessen nehmen wir uns dann Grillkohle von einem herumstehenden, offenen Sack Kohle. Nachdem dieser keinem unserer Nachbarn zu gehören scheint, wird es wohl eh passen. Und morgen können wir ja Kohle kaufen. Samir zaubert dann aus frischer Dorade, Lachs und Scampis ein hervorragendes Abendessen. Wegen Covid darf sich immer nur ein Haushalt in der Küche aufhalten und es liegt eine Liste auf, in der man die Küche zwei-Stunden-weise reservieren kann. Soweit haben wir den Eindruck als dass die anderen Nachbarn nicht wirklich Interesse haben, die Küche zu nutzen und wir wahrscheinlich eh immer spontan kochen kochen.