Mount Robson – oder: von Jasper nach Clearwater
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Mount Robson – oder: von Jasper nach Clearwater

Samir und ich hatten den Wecker auf kurz vor 6 gestellt, um den Sonnenaufgang am Fluss anzuschauen. Das ist aber definitiv zu früh und ich beschränke mich darauf, die Vorhänge aufzuziehen und es langsam sonniger werden zu sehen und krieche wieder zu Samir ins Bett.

Irgendwann nach 8 Uhr raffen wir uns dann doch auf. Wir müssen heute ja schließlich nach 4 Nächten am Athabasca River bei Becker’s Chalets wieder ausziehen. Zum Frühstück gibt es noch Reste und wir müssen noch abwaschen und das Auto wieder voll laden. Chris hat die Idee, zur Kühlung der Lebensmittel, Eis aus dem Automaten zu holen und in Plastiktüten um die Lebensmittel zu packen. Es sollte sich später in Clearwater herausstellen, dass es aus der ein oder anderen Tüte tropft und auch Gepäckstücke nass geworden sind. Eines werde ich hier aber sicher nicht vermissen: das langsame Internet. Auch heute schauen wir in Jasper noch ein letztes Mal in Coco’s Café vorbei. Diesmal aber nur für den Blueberry Muffin, den es vor 2 Tagen gegeben hat, und der so lecker war. Aber auch heute gab es wieder keine Blueberry Muffins. Enttäuschend. Wir biegen auf den Yellowhead Highway 16 ein, kommen nach einiger Zeit am Yellowhead Lake und am Moose Lake vorbei. Auch wenn die Kulisse immer noch sehr beeindruckend ist, an den Icefields Parkway kommt es leider nicht heran. Oder wir haben uns schon zu sehr an den Blick gewöhnt. Nach einer Stunde Fahrzeit kommen wir am Mount Robson Provincial Park an, am Startpunkt zum Berg Lake Trail. Jetzt sind wir in British Columbia und auch in einer neuen Zeitzone (1 Stunde zurück). Zuerst machen wir uns in der Park Information schlau. Den Weg zum Berg Lake empfiehlt die Dame uns nicht, weil das für einen Tag zu weit ist und der Weg nach dem Kinney Lake sehr steil wird.

Wir setzen uns daher den Kinney Lake als Ziel. Der Weg führt bis zum Kinney Lake stets mehr oder weniger nah am Fluss entlang und bietet spektakuläre Blicke auf das türkisfarbene, durch Schmelzwasser reißende Gewässer. Hier kann man auch sehen, dass der Frühling in British Columbia schon in vollem Gange ist. Die Bäume tragen frisches grün, wohingegen in Alberta eher nur Knospen zu sehen waren. Nach ein paar Kilometern kommen wir an Riesenbäumen vorbei. Dazu wachsen auch noch viele Farne und Moose. So bekommt der ganze Wald einen Hauch von Regenwald. Der Kinney Lake ist nochmal türkisfarbener als der Fluss, der uns schon die ganze Zeit begleitet hat. Das alles zu Fuße des Mount Robson, dem höchsten Berg der kanadischen Rockies, ist ein grandioser Anblick. Wir wandern noch bis zum Ende des Sees und machen dort Brotzeit. 7km zeigt der Tacho bis dahin an. Auf dem Weg sehen wir einige Leute mit Ausrüstung für mehrere Tage – also richtig großen und wohl auch schweren Rucksäcken. Die haben sich den vollen Berg Lake Trail vorgenommen und werden an einer oder mehreren Zeltplätzen übernachten. Zurück gehen wir einen Teil des Weges über den Pferdeweg. Hier wirkt die ganze Landschaft nochmal mehr wie Regenwald. Am Ende sind wir 14,4km und 280 Höhenmeter gelaufen. Auch wenn es nur ein Teil des Trails war, kann sich das schon sehen lassen.

Als nächstes steuern wir Blue River an, weil die Dame in der Park Information uns die River Safari so beworben hat. Auf dem Weg dorthin wird es plötzlich wieder ganz aufregend, denn da läuft ein Schwarzbär am Straßenrand. Zuerst schaut er uns an, dann trottet er weiter, bis er sich nicht bei einem Strommasten aufstellt und sich tanzend den Rücken kratzt. Und diesmal ist auch außer uns niemand da, der zuschaut und quasi in der Schlange steht, um den Bären zu sehen. So bekommen wir auch den besten Blick auf den Bären und können ihn eine Weile verfolgen.

Bei Blue River Safar machen wir uns nochmal über die Safari schlau. Sie sagen uns, dass sie bei all den Touren heute zweimal einen Bären gesehen haben. Wenn man annimmt, dass jede Stunde eine Tour gestartet ist, ist die Quote nicht sehr hoch. Chris, Astrid und ich sind 50/50 für die Tour, entschließen uns letztlich aber dagegen. Wir haben ja schon gratis Bären von sehr nahe gesehen. 100 CAN, ca. 70€ für eine Tour zu bezahlen, wo wir wahrscheinlich gar keinen Bär sehen, ist dann doch zu viel. Leute von der vorherigen Tour berichten uns dann, dass sie von der Ferne einen Baby Schwarzbären gesehen haben, allerdings wirklich nur von der Ferne. Wir glauben weiterhin, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Dafür gönnen wir uns bei der River Safari, deren Geschäft auf einem Floß gebaut ist, noch einen Smoothie und beobachten Kolibris, die von Zuckerwasser angelockt wurden.

Wir machten uns schließlich endgültig die letzte Stunde nach Clearwater auf. Unsere Unterkunft – ein Dreiviertel Haus mit Garten direkt am Fluss – liegt in einer Wohnsiedlung. Alles niedliche amerikanische Häuschen mit großen Trucks in der Hofeinfahrt. Das Haus ist vor allem innen top renoviert und modern eingerichtet – mit riesiger Küche und Kühlschrank. In den Schränken war allerdings kaum etwas. Wir haben gerade mal 2 große Teller und noch 4 winzige Dessertteller gefunden. Chris ist dann noch in den anderen, unverschlossenen Hausteil rüber gegangen und hat einen weiteren Dessertteller geklaut. Er hat nicht verstanden, dass es an den normalen Tellern mangelt. Samir kocht mangels Pfanne die Steaks in einem Kochtopf. Das Essen wiederum ist positiv spektakulär. Es gibt einen Essplatz mit Picknicktischgarnitur auf einer Terrasse direkt am Fluss. Erst als es kalt wird, gehen wir wieder zurück ins Haus und finden in der Spülmaschine alle Utensilien, die wir vermisst haben.