Von Kamloops nach Whistler

Von Kamloops nach Whistler

Am Ende mussten wir dann doch im gruseligen Keller schlafen. Ich habe das Licht im Flur die ganze Nacht brennen gelassen – das hat mich schon als Kleinkind vor bösen Geistern gerettet.

Trotzdem habe ich ewig gebraucht, einzuschlafen und habe sehr leicht geschlafen. War bei jedem Handyvibrieren oder Schritten von den anderen aus dem oberen Stock – was man alles sehr gut durchgehört hat – wach. Einmal musste ich auf’s Klo und bin dann nicht in das komische Kellerhinterzimmer gegangen sondern ins obere Bad. Heute bin ich also zur Abwechslung mal als erste „wach“ und so froh, als ich unser Gepäck aus dem Keller herausgebracht habe und nie wieder da runter muss. Von Chris Seewald ernte ich nur ein „Ah, grow up!“ Ich bin not amused.

Zum Frühstück sind wir wieder bei Timmies. Die Verkäuferin meint, sie hat in ihrer ganzen Zeit bei Timmies nicht so viele Double Espressos verkauft wie heute an Samir – 3 Doubles waren es insgesamt. Danach machen sich die Jungs und Bettina in einem Auto auf, um in Pemberton Angeln zu gehen, Astrid und ich im kleinen Auto, um die Wanderung an den Joffre Lakes zu machen. Arztes Highlight an der Strecke ist bei Cache Creek die Hat Creek Ranch, eine ehemalige Raststation auf der Gold Rush Route. Gerade als wir ankommen, fährt eine alte Kutsche vor.

Weiter gehts auf dem Highway 99 durch den Fraser Canyon und wir finden außerdem noch ein kleines Weinanbaugebiet, neben einem Highway, der eine Familie sucht („adopt a highway“). Nach Lilloet wird die Straße sehr kurvig, jedoch auch sehr spektakulär. Wir schaffen es die ganze Zeit nicht, einen Wohnwagen zu überholen.

Am Parkplatz in der Nähe des unteren Joffre Lakes hupt uns plötzlich ein roter Dodge Van an. Die Jungs sind wieder da – Samir am Steuer und an der Hupe. Sie hatten noch eine Weinprobe irgendwo gemacht und fürs Abendessen etwas mitgebracht. Wobei ich da nicht verstehe, warum wir das nicht zusammen gemacht haben. Der Weg war immerhin gleich. Wir starten zum unteren Joffre Lake, der nur 5min vom Parkplatz weg ist – und legen hier schon die Gamaschen an. Es liegt wirklich noch viel Schnee und wir werden wohl nicht bis zum oberen See kommen. Zwischen unterem und mittleren See liegen 300 steile Höhenmeter, teilweise vereist. Um uns herum sind viele Asiaten, die mit leichten Turnschuhen irgendwie versuchen, die Strecke zu machen. Wir sind sehr froh – und fühlen uns auch cool – mit richtigen Bergstiefeln und Gamaschen. Auf dem Weg kommen uns 2 Parkranger entgegen. Der eine antwortet auf die obligatorische Zustandsfrage vollkommen euphorisch: „I am doing wonderful, thank you!“ – Wieder einmal: Willkommen in Kanada!

Wir kommen schließlich wirklich am mittleren See an und alle Mühe hat sich gelohnt. Welchen Bären ein Wecker am Baum auf 5m Höhe aus dem Winterschlaf klingeln soll, konnten wir leider nicht herausfinden. Fest steht: Die Uhr geht falsch.

Nachdem es nur noch 100 Höhenmeter zum oberen See waren, machten wir auch das noch, inklusive Wasserfälle auf der Strecke dazwischen. Erfreulicherweise ist der Schnee nicht mehr tiefer geworden, sogar bis hierhin hatten es ein paar Asiaten geschafft.

Gerade auf dem Rückweg, gibt das Leukoplast um meine Wanderschuhspitze den Geist auf und die Sohle ist noch weiter als vorher abgelöst – bis zur Hälfte. Astrid hat sofort die Idee, sie mit einem Haargummi zu fixieren, nachdem die Jungs das Erste Hilfe Packerl samt Leukoplast haben. Ich humple etwas, mache hochgezogene Schritte, aber es funktioniert und wir sind in einer Stunde (vs. 1 Stunde 40 min beim Hochgehen) wieder unten am Parkplatz.

Wir fahren die letzten wenigen Kilometer nach Whistler und ich bin so froh, die neue Unterkunft zu sehen, die ein Kontrast zur letzten ist – ohne Keller, in toller Wohngegend (Painted Cliff Road – Foxglove Häuser). Ich suche mir das Zimmer im obersten Geschoss aus – mit Minibalkon und Schreibtisch. Das dritte Zimmer hat leider nur drei Einzelbetten – davon ein Stockbett. Ich hatte zumindest gedacht, dass das Einzelbett ein Queensize ist. So mussten Bettina, Chris und Andrei sich ein Zimmer teilen.

Als wir ankommen, sind die Jungs noch immer beim Angeln. Astrid und ich haben Hunger. Es ist schon nach 7. Wir beschließen schließlich, heute Pasta zuhause zu kochen. Zum einen würden wir gerne duschen bevor wir in ein Restaurant gehen, aber die Duschsachen sind bei den Jungs im Auto. Zum anderen gehen wir ja morgen zu dieser Dinnertour. Und so kochen wir 2, obwohl wir noch heute davon gesprochen haben, dass wir in der Gruppe lieber den Einkauf machen. Aber: wir kochen erfolgreich – jeder ist begeistert.

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