Die Reise beginnt

Die Reise beginnt

Dass der Wecker um 2 Uhr nachts klingelt ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man ja in den Urlaub aufbricht und genug Flugstunden zum Schlafen vor sich hat. Samir legt eine wahnsinns Geschwindigkeit beim Gepäck zusammenräumen vor. In der Zeit habe ich noch nicht mal Zähne geputzt.

Ohne Kaffee und Frühstück sind wir um 2:30 Uhr aus dem Haus und auf dem Weg nach Freising. Die Fahrt ist bis kurz vor Ingolstadt unspektakulär. Dort erwische ich aber mit dem rechten Vorderrad einen riesigen Gegenstand und lasse mich nicht von Samir sondern erst von der Radio Meldung überzeugen, dass es ein Gegenstand und kein Tier war. Das hätte mir den Tag versaut. Wie üblich lassen wir das Auto auf dem Campus in Weihenstephan, laufen die 20min zum Bahnhof und nehmen dort den Bus zum Flughafen. Wir sind schließlich noch vor den anderen da. Und vor dem KLM Personal – die Gepäckaufgabeschalter sind noch geschlossen.

Mit dem Gepäck haben Chris und Andrei nochmal umgeplant. Nun gibt keiner der anderen mehr Gepäck auf und Samir und ich stehen mit unserem Kleinkram und den Trekkingstöcken da. Schließlich rufen wir doch nochmal Svenja zurück, die die anderen hergefahren hat, und bitten, das Zeug wieder mitzunehmen und geben auch nichts auf. Für die Sachen würden sich mindestens 50€ und das Risiko, den Koffer zu verlieren, nicht lohnen. Die Umsteigezeiten sind mit jeweils 1h20min verdammt knapp bemessen und es bleibt anzuzweifeln, dass das Gepäck rechtzeitig den Weg ins nächste Flugzeug schafft. Chris testet vor dem Boarding dann aber noch eine andere Möglichkeit: Fragen, ob die Airline das zulässige Handgepäck nicht doch zum Aufgabegepäck nehmen würde. Die Airline sucht sogar Leute, die das Gepäck aufgeben, nachdem das Flugzeug ausgebucht ist – und bei Chris stellen sie eh zuviel Gepäck fest. Nachdem er aber herausfindet, dass das Gepäck bis zum Endflughafen durchgecheckt wird, ist er gar nicht mehr begeistert und versucht nochmal kräftig, an seinem Rucksack nachzujustistieren, damit er kleiner wird. Wir haben kein Problem mit unserem gleich großen Rucksäcken, einfach durchzugehen. #dontaskstupidquestions

Der Flug nach Amsterdam war vergleichsweise kurz, die Passkontrolle für unsere nicht-EU-Mitreisenden dafür umso länger. 20min hat die Kontrolle gedauert, wobei der Großteil mit elektronischem Reisepass innerhalb von Minuten durch die Kontrollautomatik war. An vielen Tulpengeschäften ging es hier noch gemütlich zum nächsten Gate. Beim nächsten Umstieg in Toronto sah das leider anders aus. Der Flug kam mit 10min Verspätung an, weil vor dem Abflug Gepäck von nicht erschienen Leuten wieder ausgeladen werden musste. Dazu mussten wir noch von Terminal 1 zu Terminal 3. Wir schafften den Wechsel mit Joggen innerhalb von 30min reiner Laufzeit. Im Flugzeug fiel Samir allerdings auf, dass er seine neue Weste nicht mehr nach der Sicherheitskontrolle bekommen hatte. Das war in der Hektik nicht aufgefallen. Wir vermuten, dass sie im Durchleuchtungsgerät aus der Box gefallen ist. Sehr ärgerlich!

Der Flug von Toronto nach Calgary dauert leider nochmal 4 Stunden und ist ausgeführt vom kanadischen Ryanair, Westjet. Im Flugzeug gibt es entsprechend kein Essen, nur Snacks und analkoholische Getränke, und kein Entertainment. Ich sitze zufällig neben Andrei. Der Flieger ist restlos ausgebucht. Witzig ist die Strecke über Saskatchewan. Unzählig viele Seen #mehrseenalseinwohnerinkanada , aber sowas von flach. Ich glaube gerne den Spruch „In Saskatchewan you can watch your dog run away for 3 days“.

In Calgary angekommen, versuchen Samir und ich erstmal zum Lost and Found in Toronto Kontakt aufzunehmen. Zuerst fragen wir bei der Security nach, dann beim Calgary Lost and Found. Beide Angestellte sind sehr hilfsbereit, können aber keinen Kontakt nach Toronto herstellen. Wir geben dann vorerst auf und kümmern uns um den Mietwagen. Wir alle waren uns nun einig, dass man mit 2 separaten Autos wohl die ein oder andere Diskussion vermeidet. Der Plan geht allerdings insoweit nicht auf, als dass Chris das Geld schon bezahlt hat und es nicht mehr erstattungsfähig ist. Samir ist absolut nicht begeistert, auch weil er noch die Jacke noch nicht verdaut hat. Aber so bleiben wir doch erstmal beim großen Wagen und mieten bei Bedarf vor Ort an. Es stellt sich heraus, dass wir wirklich gut gepackt haben und gerade mal der halbe Kofferraum mit unseren Rucksäcken voll ist. Im Sitzraum ist das Auto auch sehr geräumig und sogar in der hinteren Reihe ist Platz.

Jetzt kann der Urlaub dann auch losgehen, mit hoffentlich weniger unzufrieden stellenden Diskussionen als in den letzten 10 Tagen. Erst Station der Reise ist der MEC im Zentrum von Calgary. Auf dem Weg dorthin sehen wir von weitem die „Skyline“ von Calgary. Die Stadt ist wohl in den letzten Jahren rapide gewachsen. Straßen sind à la New York nur in Avenues und Streets durchnummeriert. Nagut. Die Stadt erweist sich wirklich als wenig charmant. Im MEC bekommen wir die letzten Kleinteile und ein gemeinsames Bear Spray, das sogar auf den Namen (bei uns Chris Seewald) als Waffe registriert werden muss. Danach finden wir ein sehr gut bewertetes Restaurant unweit vom MEC, das MARKET. Das Restaurant ist ganz witzig in einen schwarzen und weissen Raumbereich geteilt und sogar die Tische sind farblich entsprechend angepasst. Der Waiter ist extrem freundlich. Aber das wird wohl Normalität wenn Leute vom Trinkgeld leben müssen. Wir wagen uns gleich an lokales Bier und Poutine und regionale Grillgemüse. Und es sollte das Beste werden, was wir seit einer Weile gegessen haben. Poutine ist vom Charme ja eher mit Döner vergleichbar, aber hier bekommen wir wirklich eine hochklassige Poutine serviert. Für Samir wird damit leider der Maßstab gleich recht hoch gesetzt. Aber in Anbetracht seines Tages ist das auch ok.

Danach steuern wir alle noch die Bank an, die Erfolgsquote, mit den deutschen Bankkarten Geld abzuheben, hält sich leider in Grenzen. Anscheinend kann nichtmal ich mit meiner DKB bei BMO Geld abheben. Dann machen wir uns aber endlich nach Canmore unweit von Banff auf, wo wir die erste Unterkunft in einer Reihenhaussiedlung haben. Das Häuschen ist sehr süß mit 2 Schlafzimmern und einer Schlafcouch. Hier gehen wir aber gleich ins Bett. Es ist 21 bis 22 Uhr Ortszeit und wir sind 8 Stunden gegenüber Deutschland hintendrein. Auf der Fahrt, bei der Samir gefahren ist, bin ich schon immer wieder eingenickt. Chris und Astrid bleiben im Wohnzimmer, wir Rest nehmen uns die 2 Schlafzimmer im 1. Stock. Gute Nacht!

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